Ordensprimizen in St. Georgen am Ybbsfelde – SJM – Servi Jesu et Mariae

Ordensprimizen in St. Georgen am Ybbsfelde

Rückblick auf ein segensreiches Wochenende

Die Feier der allerersten heiligen Messe eines Neupriesters ist etwas Besonderes für ihns selber, aber auch für seine Verwandten und Freunde. Nach den Priesterweihen am Freitagnachmittag (siehe hier) durften wir mit großer Freude an diesem Wochenende zusammen mit vielen Gläubigen die Primizen unserer neugeweihten Mitbrüder in der Kirche in St. Georgen am Ybbsfelde begehen.

„Ich bin so gern SJMler…!“

P. Jason Rushton machte am Samstagvormittag den Anfang und feierte seine erste heilige Messe als levitiertes Hochamt (im usus antiquior) mit den Texten der Marienmesse. Musikalisch umrahmt wurde die Liturige von einem österreichischen Jugendchor, den P. Jason selber in seiner Zeit als Seminarist gegründet hatte, u.a. mit der Missa brevis von Palestrina.

P. Hans-Peter Reiner, der als Hausoberer mehrere Jahre P. Jason begleitet hatte, hielt eine flammende Primizpredigt und fragte dabei: Was ist eigentlich ein Priester? „Ein Priester ist ein Mann, der von Jesus berufen und von der Kirche bestätigt und geweiht ist, um den Gläubigen die Sakramente zu spenden.“ Mit dieser Definition, die P. Reiner noch von der Predigt seiner eigenen Primiz im Ohr hatte (damals von P. Andreas Hönisch), nahm er die verschiedenen Dimensionen des Priesterseins näher unter die Lupe – immer anhand von prägnanten Beispielen. „Der Liebe Gott mag Ergänzung“, so lautete sein erster Punkt. Darum hat er nicht nur grünes Gras erschaffen, sondern auch bunte Blumen. Beides ergänzt sich und bleibt doch verschieden. Genauso Mann und Frau. Jedem Geschlecht übertragt Gott eine eigene Aufgaben, und zwar zur gegenseitigen Ergänzung.
Der Priester ist, zweitens, von Jesus persönlich gerufen. So gibt es auch zwischen Jesus und P. Jason ein persönliches Geheimnis, das wie ein Feuer im Herzen des Primizianten brennt. Wenn sich sein priesterliches Wirken aus diesem Feuer nährt, kann es unmöglich wirkungslos und verborgen bleiben.
Bei der Priesterweihe wird, drittens, diese Berufung von der Kirche bestätigt und der Kandidat zum Bräutigam der Kirche besiegelt sowie mit ihr untrennbar verbunden. Dies bedeutet aber auch: Ab jetzt wird er für die Kirche leiden, mit der Kirche leiden, und auch – richtig verstanden – an der Kirche leiden. Doch genau auf diese Weise wird der Priester zum Sakrament der Liebe Gottes, zum sichtbaren Zeichen des Heils für andere. Denn letztlich ist genau dies die Aufgabe des Priesters: anderen die Begegnung mit Jesus zu ermöglichen, anderen mit dem eigenen Leben Raum zu geben.

In seinen humorvollen Dankesworten am Ende der Primiz verriet P. Jason auch Persönliches: Es habe ihn viel Kraft gekostet, dem Ruf Christi zu folgen, von Australien weg in eine Ordensgemenschaft nach Österreich. Aber er habe sich immer trösten können, es sei ja seine eigene Entscheidung gewesen. Umso mehr bewundere er voll Dankbarkeit seine Eltern, die ihn stets begleitet haben, ohne das tröstliche Wissen, diesen Weg selber gewählt zu haben. In diesem Moment war deutlich zu spüren, mit wieviel Freude und Begeisterung P. Jason als Priester am Ambo stand. „Ich bin so gern SJMler…!“

Primizpredigt von P. Hans-Peter Reiner SJM

Primiz als Abschluss von 11 Jahren Ausbildung

Am späten Nachmittag feierte P. Christoph Schöller seine erste heilige Messe, mit den liturgischen Texten vom Gedenktag des heiligen Pater Pio, der im neuen Kalendarium am 23. September gefeiert wird. Zwar mussten einige Gläubige nach der ersten Primiz am Morgen bereits abreisen, trotzdem war auch um 16:30 die Pfarrkirche in St. Georgen wieder gefüllt, sowohl mit Gläubigen aus seiner Heimat in Franken, als auch mit etlichen französischen Gästen, die aus seiner zukünftigen Pfarrei in Toulon gekommen waren. P. Manuel Stelzer, der in Frankreich bereits als Pfarrer wirkt, hielt die Festpredigt. „Die Gläubigen sind selber schuld, wenn die Predigt schlecht ist“, begann die Ansprache. Denn das Gebet der Gläubigen zum Heiligen Geist sei die Voraussetzung für jede fruchtbare Homilie.
Zuhause hatte er mehrere Geschenke für den Primizianten vorbereitet, die er ihm in der Predigt überreichen wollte, doch dann wurde ihm der Gedenktag des heiligen Pater Pio bewusst, dessen Leben und Wirken so deutlich mit dem Opfer und Kreuz Jesu Christi verbunden war. Damit war das Predigtthema vorgegeben: Das Kreuz Christi. Damit ist bereits das größte Geschenk gegeben. Denn Jesu Kreuz ist (1) Geschenk an uns: Jesu Geschenk, wo seine Liebe für die Welt sichtbar wird. (2) Die Verkündigung des Kreuzes als dem Geschenk der Liebe Jesu ist die besondere Aufgabe des Priesters. Noch mehr: (3) Jesu Kreuz in der heiligen Eucharistie zu feiern – darin besteht das wichtigste Tun im Priesterleben. Dann wird (4) sein ganzes eigenes Leben vom Siegel des Kreuzes gezeichnet sein. Maria steht dabei den Priestern zur Seite, so wie sie ihren Sohn auf dessen Leidensweg nicht verlassen hat. Nach P. Manuel war es darum kein Zufall, dass die drei Priesterweihen in der Basilika von Maria Taferl gespendet wurde, wo als Gnadenbild die Schmerzensmutter verehrt wird.

Die Primiz sei jetzt endlich der Abschluss von 11 Jahren Ausbildung, so begann P. Christoph schmunzelnd seine kurze Dankesansprache. Besonders seiner Familie dankte er, die ihn in seiner Berufung all die Jahre unterstützt haben, auch über die weiter Diestanz von 500km hinweg.

Primizpredigt von P. Manuel Stelzer SJM

„Lieber Josef … lieber Pater Josef“

Am nächsten Tag feierte P. Josef Brand seine Ordensprimiz, nicht mit den liturgischen Texten vom Sonntag, sondern – mit Zustimmung des Diözesanbischofs – mit dem Messformular von Maria Verkündigung. In seinen Dankesworten am Ende erklärte er diese Wahl: Tags zuvor habe er bereits im kleinen Kreis eine Votivmesse zu Ehren des heiligen Josef gefeiert. Denn so wie er seiner irdischen Familie für ihre Unterstützung auf seinem Weg zum Priestertum zum Dank verpflichtet sei, so auch der heiligen Familie mit dem Nährvater Josef und der Gottesmutter Maria.

In der Primizpredigt zeigte seinerseits P. Paul Schindele wie die Verkündigungsszene des Engels Gabriel bei Maria exemplarisch im Hinblick auf die Priesterberufung gelesen werden kann. Gottes Souveränität trifft auf die Freiheit des Menschen. Gott wählt und erwählt – ohne Rücksicht auf Würde und Verdienst. Gleichzeitig bleibt die Freiheit des Menschen bestehen, Gottes Wahl überwältigt nicht. Als Tochter Israels war das Herz Mariens erfüllt von großer Sehnsucht nach dem Messias, und es war ihre Freude, am Kommen des Erlösers mitzuwirken, eine Freude, die im Magnifikat ihren Nachhall findet. Ganz ähnlich muss das Herz eines Priesters von Sehnsucht erfüllt sein, Jesus als Erlöser den Menschen zu bringen, und zwar durch die Spendung der Sakramente, durch die Verkündigung des Wortes Gottes, durch das Hirtenamt an den Gläubigen. Es zähle zu den schönsten Erfahrungen im Wirken eines Priesters, im Leben von Menschen eine Aufgabe erfüllen zu dürfen, so P. Paul Schindele.
Maria gab bei der Vekündigung des Engels ihr Jawort. „Siehe, ich bin die Magd des Herrn.“ Ganz ähnlich haben die Neupriester bei der Weihe auf die Fragen des Bischofs geantwortet: „Ich bin bereit … Ich bin bereit … Mit Gottes Hilfe bin ich bereit.“ Ab jetzt wird es die Aufgabe von P. Josef sein, dieses Wort in die Tat umzusetzen. Es ist kein Geheimniss, dass dies im Alltag auch schwer sein kann. Die eigene Schwäche und die eigenen Grenzen zu erfahren ist aber gleichzeitig die Grundlage, ein Verständnis für die Schwächen der Menschen zu entwickeln. „Christus beruft als seine Priester die, die er möchte – aber nicht die, die perfekt sind.“ Dass P. Josef sein Jawort jeden Tag immer vollkommener umsetzten kann und damit Christus immer ähnlicher wird – mit diesem Wunsch schloss P. Paul die Primizpedigt.

Primizpredigt von P. Paul Schindele SJM