SJM – Servi Jesu et Mariae

Ein Blick auf die Anfänge unserer Gemeinschaft und das Wirken von Pater Andreas Hönisch

Am 25. Januar 2023 jährt sich zum 15. Mal der Todestag von Pater Andreas Hönisch. Als SJM haben wir P. Hönisch viel zu verdanken. Auch wenn er 1988 unsere Gemeinschaft nicht allein gegründet hat, gäbe es die SJM nach menschlichem Ermessen ohne ihn nicht. Vor allem für Mitglieder der ersten Jahre war er ein wichtiger Begleiter ihrer Berufungsfindung. Er verfasste den ersten „Entwurf der SJM“ und prägte damit entscheidend unser „Charisma“, dazu zählen Ignatianische Spiritualität, Weihe an das Heiligste Herz Jesu und das Unbefleckte Herz Mariens, Liebe zum eucharistischen Herrn, Hochschätzung der Liturgie, Treue zum päpstlichen Lehramt, Jugendarbeit gemäß der Pfadfinderpädagogik, einfaches Leben nach dem Vorbild der Familie in Nazareth und vieles mehr. Mit seinem persönlichen Lebensstil hat er uns das Beispiel eines frommen Priesters vorgelebt, geprägt von einer kindlichen Anhänglichkeit an Maria. Eindrucksvoll war sein unermüdlicher Einsatz in der Seelsorge, ohne auf eigene Befindlichkeiten zu achten. Für all dies sind wir ihm aufrichtig dankbar.

Die Verdienste von P. Hönisch dürfen über menschliche Schwächen seinerseits nicht hinwegtäuschen, die sich in manchen Bereichen naturgemäß auch in Struktur und Praxis der damals jungen Gemeinschaft widerspiegelten, z.B. bei Themen wie Übertragung von Verantwortung, angemessene geistliche Begleitung etc. Die Gründungszeit einer Ordensgemeinschaft ist eine „Pionierzeit“, in der es leicht zu Einseitigkeiten und Fehlern kommt. Nachdem die SJM mit großen Schritten auf ihr 40-jähriges Bestehen zugeht (2028), scheint es angebracht, einen dankbaren, aber auch selbstkritischen Blick auf die eigene Geschichte zu werfen. Eine solche Beschäftigung war nach dem Tod von Pater Hönisch im Jahr 2008 kein dringliches Anliegen. Damals stand der zielorientierte Blick nach vorne im Fokus: Aufbau von Strukturen, Übertragung von Mitverantwortung, differenzierte Anpassung der Anforderungen an die Kräfte des Einzelnen usw., bei gleichzeitiger Treue zum Charisma der Gemeinschaft. Freilich, langfristig bleibt die Beschäftigung mit den Anfangsjahren unserer Gemeinschaft eine wichtige Aufgabe. Gab es in manchen Bereichen eine Schieflage? Was können wir daraus lernen? Wie lassen sich Fehler für die Zukunft vermeiden?

Bereits vor mehreren Jahren haben wir begonnen, uns näher mit der Gründungsphase der SJM und mit der genaueren Geschichte von P. Hönisch zu beschäftigen. Ein erster Schritt war die Beschaffung, Sichtung und Sammlung der verfügbaren Zeitdokumente, die schließlich ihren Eingang ins SJM-Archiv fanden. Im Rahmen eines Diplomstudienganges wurden noch lebende Zeitzeugen befragt und die biographischen Daten von P. Hönisch geordnet. Im vergangenen Jahr untersuchte eine interne Arbeitsgruppe verschiedene Perspektiven auf den Leitungsstil von P. Hönisch mit dem Ziel einer sachgerechten Würdigung seines Wirkens.

Eine Reflexion der eigenen Gründungsgeschichte birgt immer die Gefahr von subjektiven und damit einseitigen Sichtweisen in sich. Diesbezüglich hat sich nun Folgendes ergeben: Infolge einer kürzlich in Rom eingegangenen kritischen Anfrage zum Wirken von P. Hönisch, hat das Dikasterium für die Ordensleute Kontakt mit unserer Gemeinschaft aufgenommen und seinerseits eine entsprechende Untersuchung als angemessen erachtet. Zur Begleitung dieses Projekts wurde im Oktober 2022 der Passionistenpater Gregor Lenzen CP als Apostolischer Assistent auf drei Jahre berufen. Sein Tätigkeitsfeld ist wie folgt umschrieben: „Aufgabe des Apostolischen Assistenten ist es, gemeinsam mit der Generalleitung einen Prozess der Reflexion über das Wirken des verstorbenen Gründers, Pater Andreas Hönisch, zu initiieren und zu begleiten.“ (Im Unterschied zu einer Päpstlichen Visitation bedeutet ein Apostolischer Assistent – wie das Schreiben betont – eine externe Hilfe für einen ordensinternen Reflexionsprozess.) Wir sehen in dieser Ernennung die große Chance, dass mit Unterstützung einer unabhängigen Perspektive ein neutraler, sachgemäßer Blick auf das Wirken von Pater Hönisch und unsere Gründungsjahre gelingen kann.

Wir stehen ganz am Anfang dieser Zusammenarbeit. Als ersten Schritt gilt es, gemeinsam ein sinnvolles Konzept für die anstehenden Arbeiten zu entwickeln. Zu gegebenem Zeitpunkt wird P. Gregor Lenzen auch als Ansprechstelle für externe Rückmeldungen zum Wirken von P. Hönisch zur Verfügung stehen. Über den Fortgang des Projektes werden wir Sie kontinuierlich auf dem Laufenden halten. Gleichzeitig bitten wir Sie um Ihr Gebet für ein gutes und fruchtbares Gelingen.

Pater Paul Schindele SJM, Generaloberer

Update: Kurz vor seinem ersten Besuch bei unserer Gemeinschaft (geplant für März 2023) hat P. Gregor Lenzen CP sein Mandat als Apostolischer Assistent aus persönlichen Gründen zurückgegeben. Rom wird entsprechend eine andere Person mit der Begleitung des Reflexionsprozesses beauftragen.